Freitag, 12. Juli 2013

Wir schreiben das Jahr 1920

Diese wahre Geschichte hat mir neulich ein Freund erzählt und ich fand sie so cool, dass ich beschlossen habe sie hier unter zu bringen.

(Gewisse, historisch nicht belegbare Anführungen sind der künstlerischen Freiheit des Autors zu zuschreiben)

1920 - in einer Welt die von der Arbeitslosigkeit gezeichnet ist - veröffentlicht die "Western Union Telegraph Company" eine Stellenanzeige. Diese sucht einen Morse-Operator.
Die "Western Union" bekommt unzählige Bewerbungen und lädt schließlich 300 davon zu einem Bewerbungsgespräch ein. Es wird extra für diesen Zweck eine große Halle angemietet, in der mehrere Gesprächskabinen hochgezogen werden.
Am großen Tag trudeln die Bewerber nach und nach ein. Sie müssen eine Nummer ziehen und betreten die Halle. Die Halle füllt sich und die wenigen Sitzgelegenheiten sind recht bald erschöpft. Es ist extrem warm und stickig, die meisten Bewerber sitzen inzwischen auf dem Boden. Das andauernde Hämmern einer Baustelle dröhnt in den Köpfen und noch immer wurde keiner der Wartenden reingebeten, als ein weiterer Bewerber, nennen wir in David, die Nummer 254 zieht.
"So spät, wie der kommt, kann der froh sein, wenn er überhaupt noch reingelassen wird", denken in dem Moment wahrscheinlich die meisten der Bewerber.
David bahnt sich seinen Weg durch die Menge und findet schließlich ein unbenutztes Fleckchen Fußboden. Doch vier Minuten, nachdem er sich hingesetzt hat, springt er plötzlich auf. Er geht zu einer der Kabinen, die für die Gespräche bereitgestellt wurde und ohne reingebeten worden zu sein öffnet er die Tür.
Einige Minuten vergehen und da kommt David mit einem älteren Herren heraus, dem Personalchef der "Western Union". "Wir haben unseren Mann", sind die ernüchternden Worte an die Menge.
Die wartenden Bewerber schauen sich verdutzt an, sie verstehen die Welt nicht mehr und verlangen nach einer Erklärung.

Was war passiert?

David war der einzige, der verstanden hatte, worum es bei diesem Treffen ging. Das Hämmern kam nämlich gar nicht von einer Baustelle oder Renovierungsarbeiten in der Nähe. Nein, es waren Morse-Zeichen. Die Botschaft lautet wie folgt: "Wenn Sie das verstehen, gehen Sie zu Raum B1 und kommen herein ohne reingebeten zu werden. Dann haben Sie den Job."

Es gibt nun einiges was man aus dieser Geschichte lernen könnte. Dass man z.B. nicht die falschen Schlüsse ziehen sollte. Wer hat denn bitteschön nicht irgendwann in dieser Story gedacht, dass David entweder ein totaler Spinner ist oder die Welt echt nur ungerecht ist. Oder man könnte meinen, dass es manchmal ganz sinnvoll ist, etwas egoistisch zu sein.
Ich denke, die Geschichte zeigt uns, dass wir auch dann das Richtige tun sollten, wenn uns viele nicht verstehen. David hätte ja einfach die versteckte Botschaft übersetzen können und trotzdem auf seinem Sitz bleiben. Schließlich haben ja die anderen auch gewartet. Aber er hatte ein Ziel, und das wollte er erreichen, auch wenn er sich dabei die Ungunst seiner Mitbewerber zuzieht.

Naja, oder er war eben doch ein Spinner. Wer weiß?

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